02.05.2019
FW informieren sich über die Zukunft der Krankenhäuser

Zu Beginn der Aussprache stellten Landrat Wolfgang Lippert und Fraktionsvorsitzender Hans Klupp deutlich heraus, dass für die FREIEN WÄHLER die Sicherung einer qualitativ hochwertigen und zugleich wohnortnahen medizinischen Versorgung unverzichtbar ist und die Kommunalpolitik dazu große, auch finanzielle  Anstrengungen unternehmen muss und wird.
Wichtig für eine sachgerechte Diskussion ist die Kenntnis der Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, deshalb stellte Klinikchef Josef Götz zuerst die Situation ausführlich dar.
Die Krankenhauslandschaft in  Bayern wird besonders geprägt von vielen, kleineren Krankenhäusern. In anderen Bundesländern hingegen  bestehen vor allem Großkliniken. Diese Strukturnachteile der bayerischen Krankenhauslandschaft hat dazu geführt, dass 50% aller Krankenhäuser in Bayern rote Zahlen schreiben, also Verluste erwirtschaften. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen besonders für kleine Häuser in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. Die Basisversorgung wird von den Krankenkassen nicht ausreichend honoriert, nicht einmal die Tarifsteigerungen beim Personal werden ausgeglichen.  Auch die im Krankenhausfinanzierungsgesetz in Aussicht gestellte 100%ige Förderung für notwendige Investitionen wird nicht gewährt. Obwohl der Freistaat Bayern noch das Bundesland mit einigermaßen guten Fördersätzen ist, fehlen auch in Bayern ca. 250 Millionen €/Jahr für Investitionen in die Krankenhäuser.

Ein weiteres Problem, so Herr Götz, ist der Personalmangel. Es fehlen sowohl Ärzte, als auch Pflegekräfte. Derzeit können nicht einmal die vorhandenen Pflegestellen besetzt werden und auch das Interesse an einer Ausbildung in Pflegeberufen ist geringer als noch vor Jahren. Derzeit fehlen ca. 70.000 bis 100.000 Pflegekräfte in Deutschland. Dieser Mangel lässt sich auch nicht durch gesetzlich festgelegte Personalstandards beseitigen. Zudem wird es immer schwieriger v. a. junge Ärzte an kleine Krankenhäuser zu bekommen, weil dort Fortbildungsmöglichkeiten und auch Karrierechancen geringer sind. „Wenn wir die hohe Qualität der medizinischen Versorgung erhalten und sogar weiter entwickeln wollen, dann sind Strukturveränderungen unvermeidlich“, so Klinikchef Josef Götz.Ein möglicher Weg dazu sind Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in denen Fachärzte verschiedener Fachrichtungen arbeiten. Die Ärzte sind dabei Angestellte der Kliniken Nordoberpfalz. Viele Ärzte bevorzugen dieses Angestelltenverhältnis vor der Selbständigkeit in der eigenen Praxis. Schon heute wären ohne diese MVZ einige Facharztstellen im Landkreis nicht mehr besetzt.

Ein weiteres und innovatives Modell für die Gesundheitsversorgung auf dem Land könnten Intersektorale Gesundheitszentren „IGZ“ sein. Besonders für das Krankenhaus Waldsassen kann sich die Kliniken AG diese Lösung vorstellen. Dabei bleibt hochqualitative Medizin in den Fachrichtungen Chirurgie, Orthopädie und Gynäkologie im geplanten IGZ, während die Innere Medizin von niedergelassenen Ärzten betreut wird. Die pflegerische Betreuung der Patienten und auch eine Unterbringung über Nacht oder mehrere Tage sind im IGZ  gesichert. Operative Eingriffe werden allerdings nicht mehr durchgeführt.

Klinikchef  Götz warb um Verständnis für diese neue Konzeption und berichtete, dass die Kliniken Nordoberpfalz damit auch Neuland betreten. Die Krankenkassen und auch das Bayerische Gesundheitsministerium haben bereits Zustimmung signalisiert, es müssten jedoch noch rechtliche Fragen geklärt  werden und die notwendigen Finanzierungsvoraussetzungen für dieses Modell geschaffen werden.
Von den FREIEN WÄHLERN wurde auch die Orthopädische Reha-Klinik in Waldsassen angesprochen. Die Kommunalpolitiker begrüßten die Bereitschaft des Landkreises mögliche Defizite dieser Klinik auszugleichen. Auch waren sich die Kreisräte(innen) einig, dass in Zukunft der Bestand unserer Krankenhäuser durch finanzielle Mittel des Landkreises gesichert werden muss. Allerdings sehen die FREIEN WÄHLER auch die Gesundheitspolitik in Bund und Freistaat  massiv in der Verantwortung. „Es kann nicht weiter sein, dass die Krankenhäuser auf dem Land geradezu ausgehungert werden. Auch auf dem Land ist moderne Medizin ein Recht der Bevölkerung.“
Die FREIEN WÄHLER dankten zum Ende der Diskussion Herrn Götz für die umfangreiche Darstellung der sehr komplexen Situation und zeigten auch Verständnis für den Handlungszwang, unter dem die Kliniken stehen.
„Kommunalpolitik und Kliniken müssen gemeinsam nach der bestmöglichen Lösung für unsere Menschen und die Region suchen“, so die FREIEN WÄHLER.